Wo findet man Schaben?
In der Schweiz dürfte die Deutsche Schabe die dominierende Kakerlakenart im häuslichen Umfeld sein. Sie tritt überall dort auf, wo Temperaturen und Feuchtigkeit hoch genug und lichtgedämpfte Nahrungs- und Unterschlupfstellen vorhanden sind.
Sie ist ein ungeheuer gewandtes Insekt, fähig, auch über glatte senkrechte Flächen zu laufen. Sie besitzt lange, wohlentwickelte Flügel, die aber höchstens zu einer Art Gleitflug entfaltet werden. Als bevorzugte Befallsbereiche gelten Versorgungs- und Aufzugsschächte, Warmwasser führende Rohrleitungen zur Versorgung von Küchen, Bädern, Toiletten und Waschküchen.
Vermehrung
Als Allesfresser verschonen sie Back-, Fleisch- und Wurstwaren ebensowenig wie Mehl- und Milchproduckte. Sie fressen von Süss- und Schokoladenwaren und anderen Nahrungsmitteln sowie von Obst und Gemüse. Selten befallen sie Leder, Wolle oder andere Textilien. Soweit die beissend- kauenden Mundwerkzeuge tierische und pflanzliche Stoffe oder Abfälle bewältigen können, nehmen sie diese als Nahrung an.
Die Besiedlung feucht- bis nasswarmer Oberflächen lässt die Schaben nicht nur zu Lästlingen und Ekelerregern, sondern zu veritablen Keimüberträgern werden, so z.B. für Faulnisbakterien, Schimmelpilzsporen und humanpathogene Keime.
Sie fungieren auch für viele parasitisch lebende Würmer als Zwischen- oder Transportwirte. Des weiteren schneiden Schaben Allergenträger aus. Bei vielen Allergikern kommt es nach dem Umgang oder Genuss kontaminierter Nahrungsmittel zu allergischen Reaktionen.
Vorkommen
Schaben können überall dort auftreten, wo ihre Nahrung vorkommt, Temperatur und Feuchtigkeit ausreichend hoch sind und über lange Zeiten des Tages Dunkelheit herrscht. Man findet sie deshalb in Gebäuden vor allem in besonders warmen Räumen (Backstuben, Heizungsräumen, Schächten mit Warmwasserrohren usw.) und im Freien in Ablagerungen von verrottenden Abfällen. Besonders häufig tritt Befall in Küchen und Lebensmittelbetrieben, aber auch in Zoohandlungen und Tierstallungen auf. Selbst in technische Betriebe und Bürogebäude werden Schaben eingeschleppt und können sich dort, wo man annehmen müsste, dass ihnen die Nahrungsbasis fehlen würde, einnisten und vermehren.
Nahrung
Schaben sind Allesfresser. Bevorzugt werden weiche und wasserhaltige pflanzliche Stoffe. Angenommen werden aber auch Produkte tierischer Herkunft, wie Fäkalien, Aas, Artgenossen und viele weitere Substanzen.
Schaden
Die schädlichen Auswirkungen eines Schabenbefalles sind mannigfaltig. Folgende Punkte sollen besonders herausgestellt werden:
1. Verunreinigungen von Vorräten und Gegenständen (Kot, Kropfinhalt, Sekrete von Stinkdr üsen).
2. Übertragung von vorratsschädigenden und pathogenen Mikroorganismen durch Kot oder Kontakt. Hierzu gehören Bakterien, Pilze, aber auch Entwicklungsstadien tierischer Parasiten wie Protozoen, Würmer und Milben.
3. Beunruhigung von Stalltieren und dadurch Verluste im Fleisch- und Milchertrag
4. Schäden durch Befressen von verschiedenen Materialien (Leder, Textilien, Papier).
5. Hervorrufen von Allergien (Schaben enthalten Allergene).
6. Hervorrufen von psychischen Störungen beim Menschen. (Schaben gelten richtigerweise als Anzeiger für unhygienische Verhältnisse.)
Aussehen
Die als Vorratsschädlinge und Hausungeziefer wichtigen Arten sind relativ gross (1 bis 4 cm). Ihre Gestalt ist mehr oder weniger oval, sie sind flach und haben lange Fühler (Antennen) und Hinterleibsanhänge (Cerci). Der Kopf ist fast vollständig vom schildförmigen Vorderbrustrücken (Pronotum) bedeckt. Ihre Färbung liegt zwischen hellbraun und fast schwarz. Flügel können bei den erwachsenen Tieren vorhanden sein oder fehlen.
Ihre Fühler tragen Sinnesorgane zum Tasten, Schmecken und Riechen und sind dank eines Gelenkes am Kopf in alle Richtungen zu wenden.
Die Hinterleibsanhänge, die sogenannten Cerci sind mit feinen Sinneshärchen ausgestattet. Diese nehmen Schallwellen, Vibrationen und Luftdruckänderungen wahr.
Alle drei Paar Beine sind Schreitbeine. Die Fussteile bestehen aus fünf Gliedern. Zwei Klauen am letzten Segment geben Halt auf rauhen Unterlagen und die Haftlappen dazwischen auf glatten Oberflächen.
Die Larven sehen den erwachsenen Schaben ähnlich, doch fehlen ihnen in jedem Fall die Flügel. Typisch für die Schaben ist die sogenannte Oothek, eine Kapsel, in welcher sich die Eier nach dem Austritt aus dem Weibchen bis zum Schlüpfen der Larven befinden.
Entwicklung
Da Schaben zu den Hemimetabolen gehören, fehlt ihnen ein Puppenstadium.
Entwicklungsgang der Schaben (unvollkommene Umwandlung = Hemimetabolie)
Schaben weisen nur die Entwicklungsstadien: Ei - Larve (Nymphe) - Imago auf. Die Embryonalentwicklung findet im Ei innerhalb der Oothek statt. Aus dem Ei schlüpft dann eine zum selbständigen Leben fähige Nymphe, die beim Heranwachsen wegen ihres nur sehr wenig dehnungsfähigen Chitinpanzers Häutungen einschieben muss. Am Ende des letzten Nymphenstadiums bildet sich sofort das erwachsene, fortpflanzungsfähige Tier, die Adulte.
Die Gesamtentwicklung kann bei niedrigen Temperaturen zwei und mehr Jahre dauern, wobei die Anzahl der Larvenstadien, je nach Dauer der Entwicklung, zwischen 6 und 15 schwanken kann.
Biologie und Verhalten
Allen hier zu behandelnden Schabenarten ist das negativ-phototaktische Verhalten gemeinsam, das in normal beleuchteten Räumen zu einer abgegrenzten nächtlichen Lebensweise führt. Die Schaben mögen den Durchzug nicht. Bei der leisesten Brise flüchten sie in ihr Versteck, weil sie sich vor dem Austrocknen fürchten. Es ist also nicht alleine das Licht, sondern auch der Luftzug, die Schaben in ihre Verstecke treiben. Dort, wo die Luft feucht, still und warm ist, gedeihen Schaben am besten. Schaben verbringen rund 75 % ihrer Zeit in ihrem Versteck.
Insgesamt können sechs Phasen beobachtet werden.
A Kurze Zeit vor Beginn der Dunkelzeit nimmt die Aktivität zu.
B Nach Beginn der Dunkelheit sofort markante Aktivitätszunahme.
C Erreichen einer Periode von 2 - 3 Stunden mit hoher Aktivität.
D Über 2 Stunden deutliche Aktivitätsabnahme
E Aktivität bleibt auf sehr geringem Wert über die zweite Hälfte der Dunkelperiode.
F Ca. 5 Stunden nach Beginn der Lichtphase erreicht die Aktivität ein Minimum oder wird sogar vollständig eingestellt.
Wegen eines ausgeprägten Kontaktbedürfnisses halten sie sich tagsüber in engen Verstecken auf. Gleichzeitig erlaubt ihnen dieses Bedürfnis auch, sich bei der Ausbreitung und bei der Futtersuche durch enge Spalten hindurchzudrängen.
Typischerweise sind die Fühler nach vorne gerichtet. Sie sind oftmals der einzige sichtbare Teil des Insektes.
Die Duftnoten, die in den Verstecken zurückbleiben, haben einen grossen Einfluss auf die Wahl der Ruheplätze für Neuzugänge. Ein grosser Anteil dieser belegt bereits früher benützte Verstecke.